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Projekte & Arbeitsfelder

Buchprojekt

„Espenhain -

Arbeiten und leben in einem Braunkohlenwerk.

Ein sozio- und industriekultureller Streifzug"

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Blickt man heute, 32 Jahre nach der Wiedervereinigung, auf Ostdeutschland, betritt man ein umkämpftes Feld der Identitätspolitik voller sich widersprechender Wahrnehmungen und Deutungen. Kaum ein anderer Ort in der ehemaligen DDR steht ähnlich beispielhaft für diesen Konflikt wie das Braunkohlenwerk Espenhain im Landkreis Leipzig. Für die einen als „Dreckschleuder der Nation“ Symbol einer vollkommen verfehlten Wirtschaftspolitik, die aufgrund der einseitigen Fokussierung auf die Braunkohle, wesentlichen Anteil am „sozialistischen Ökozid“ hatte.

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Für die anderen war das Kombinat geschätzter Arbeitsplatz, kultureller Mittelpunkt und Denkmal für technische und berufliche Leistungen der Menschen im mitteldeutschen Braunkohlenrevier. Dabei standen sich beide Seiten schlussendlich auch in der Zeit der „Friedlichen Revolution“ gegenüber, die einen auf der Straße, eine Abkehr von Bevormundung, vom Verheizen der Landschaft, von einem Weiter so ohne klare Ziele fordernd, die anderen teilweise mit der Waffe in der Hand als Mitglieder der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, bereit die Republik und ihre Position als Bergarbeiter zu verteidigen. Es kam nicht dazu.

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Was kam, war der kollapsartige und umfassende Zusammenbruch eines kompletten Industriezweiges. Zurück blieben zehntausende Bergleute, die quasi über Nacht vor dem Nichts standen – „entsorgt“ von einer hektischen Wendepolitik, preisgegeben der Marktwirtschaft. Da half es sehr vielen auch nicht, dass staatlicherseits öffentliche Arbeitsförderprogramme aufgelegt wurden, die die Misere der Betroffenen allenfalls verzögerte. Zur traumatischen Erfahrung des Untergangs und überflüssig werden, kam das Stigma des Landschaftszerstörers und „zur Strafe“ durften Bergmänner und -frauen ihre Industrie selbst abreißen und im Nichts verschwinden lassen. Der Fall vom stolzen Ruf „Bergmann – wer ist mehr?“ zum Buhmann und Verlierer war tief.

 

Ein positiver Aspekt dieser Geschichte ist, und das war und ist in aller Deutlichkeit erst in der Rückschau zu erkennen, dass ein kleiner Teil der Bergleute mit ihrem Know-How eine neue Landschaft erschuf - das heutige Leipziger Neuseenland. Ein halbwegs versöhnliches Ende.

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Anliegen des Vorhabens

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Im Rahmen des Projektes entsteht eine Veröffentlichung, die das alltägliche Arbeiten und Leben jener Frauen und Männer in allen Facetten aufzeigt und rekonstruiert.

 

Wie war der Arbeitstag strukturiert? Was waren die Arbeitsaufgaben und mit welchen Mitteln und unter welchen Umständen wurden sie erfüllt? Was war der Verdienst? Wer wurde ausgezeichnet und was verband sich damit (Motivation, Ansporn, Wertschätzung). Welche Arbeit leisteten Frauen? Wie erging es den Zwangs- und Vertragsabeitern, den Häftlingen? Was bedeutete „Winterkampf“? Wo verbrachte man seine Ferien? Gab es betriebliche Freizeitangebote? Welche Bedeutung hatten Parteigremien und parteipolitische Arbeit? Welche Kleidung trug man zur Arbeit: Wie schützte man sich vor betrieblichen Gefahren?

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Diese und viele weitere Themen sind Gegenstand der Darstellung, damit ein möglichst umfassender und eindrücklicher Kosmos des Arbeits-, Sozial- und Kulturlebens für die ZeitgenossenInnen wie für die kommenden Generationen entsteht. Sie gibt den Ehemaligen Vergewisserung und Identität, anderen das Wissen um die Vergangenheit, das Gefühl für die steten Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelten und fördert das Verständnis für die Lebensleistung der Vorfahren.

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In einem zweiten Förderschritt 2024 wird aus dem erarbeiteten Material ein Buch verlegt.

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Das Vorhaben (6/2022 – 12/2023) wird durch LEADER (Lokale Aktionsgruppe Südraum) und den Kulturraum Leipziger Raum (Kofinanzierung) gefördert.

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Peter Krümmel

Projektleitung

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peter.krümmel@kuhstall-ev.de

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